Im Februar 2022 brechen wir - 3 Zahnmedizinstudenten und ein Zahnarzt – aus Regensburg auf, um für einen medizinischen Hilfseinsatz ins weit entfernte Nepal zu reisen. Mit an Bord haben wir eine Vielzahl an Spenden, die wir im Vorhinein durch die großzügige Unterstützung einiger Sponsoren sammeln konnten. Angekommen in Kathmandu komplementieren wir unsere Ausrüstung mit weiteren Materialien aus dem zentralen Lager des Dental Volunteer e.V.s und treten eine neunstündige Fahrt mit einem Jeep in das 200km entfernte Dorf Sankhe im Distrikt Tanahu an.
Hier schlafen wir in einem mittlerweile leider heruntergekommenen Krankenhaus, dem nach der Übergabe aus privater in staatliche Hand der Verfall droht. Ein Phänomen, dem wir auf unserer Reise noch öfter begegnen werden: Korruption in der Politik auf Kosten der Grundversorgung der Bevölkerung. Trotz erschwerter Bedingungen, d.h. ohne Wasserkühlung, Absaugung und Röntgengerät, und begleitet von häufigen Stromausfällen, können wir in den ersten zwei Wochen über 300 Patienten erfolgreich behandeln. Der Großteil unserer Fälle besteht dabei aus Extraktionen nicht erhaltungswürdiger Zähne, sowie konservierenden Zahnrestaurationen.
Anfangs sind wir auf die Hilfe einiger Krankenschwestern als Übersetzer angewiesen, merken aber bald, dass es für eine erfolgreiche Behandlung meist nicht viele Worte braucht. Mit der Zeit lernen wir ein bisschen Nepali, sehr zur Belustigung unserer Patienten. Zusätzlich besuchen wir im näheren Umkreis Schulen, um über Mundhygiene aufzuklären und die Kinder auf Behandlungsnotwendigkeit zu untersuchen. Vorrangig werden Schmerzpatienten, Frauen und Kinder von uns behandelt.
Nach zwei Wochen geht es für uns weiter ins zwei Fahrtstunden entfernte Ghachok im Distrikt Kaski. Im Vergleich zu Sankhe ein Vorzeigeort, in dem die Kommunalpolitik um ein Vielfaches besser funktioniert: Es gibt ein kleines, aber funktionsfähiges Krankenhaus, in dem wir für zwei weitere Wochen arbeiten.
Auch unsere Unterkunft ist komfortabler: Neben warmem Wasser und richtigen Betten, werden wir liebevoll von den Einheimischen versorgt. Umgeben sind wir dabei vom wunderschönen Annapurna-Massiv, dessen Gipfel sich bis 8000 Meter über unsere Köpfe erstrecken.
Insgesamt ist es uns in den vier Wochen möglich, über 600 Patienten zu behandeln, um die 800 Füllungen zu legen und über 1000 Extraktionen durchzuführen.
Nach dieser eindrucksvollen und bereichernden, aber auch teils sehr anstrengenden Zeit freuen wir uns darauf die nächsten drei Wochen das Land zu erkunden.
Nach ein paar Tagen Erholung im nahegelegenem Pokhara machen wir uns auf den Weg in den Himalaya: elf Tage lang mit schweren Rucksäcken auf unseren Rücken, über insgesamt 13.000 Höhenmeter, 100 Kilometer Strecke und gefühlt unendlich vielen Stufen tragen uns unsere Füße auf das Mardi Himal High Camp zum Fuße des Machapuchare, dem heiligsten Berg Nepals und anschließend zum Annapurna Base Camp auf über 4000 Meter Höhe.
Ein wundervolles Erlebnis! Nach kurzer Eingewöhnung finden wir in einen meditativen Tagesablauf, der aus Gehen, Essen und Schlafen besteht und genießen die atemberaubende Natur.
Zurück im Tal geht es für uns zurück in die Hauptstadt Kathmandu, wo wir unsere letzten Tage ein krasses Kontrastprogram erleben. Die Millionenstadt ist eng, heiß, laut, versmogt und überschüttet uns mit immer neuen Eindrücken. Mit geliehenen Motorrädern die Gegend zu erkunden war in den kleinen Dörfern sehr einfach gewesen, in Kathmandu bedeutet es maximalen Stress, aber auch jede Menge Spaß.
Kathmandu ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch religiöses Zentrum Nepals, was sich in zahllosen hinduistischen und buddhistischen Tempeln und täglich zu beobachtenden Ritualen widerspiegelt.
Die letzten acht Wochen sind wie im Flug für uns vergangen. Die vielen tollen Erlebnisse und Herausforderungen haben uns als Gruppe enger denn je zusammengeschweißt. Wir hatten nicht erwartet, derartig tiefe Einblicke in die nepalesische Kultur zu bekommen.
Die Herzlichkeit, Geduld und Gastfreundlichkeit der Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind, haben uns stark beeindruckt und nachhaltig geprägt. Wir werden unsere Zeit in Nepal nie vergessen.
Wir bedanken uns nochmals für die großzügigen Spenden unserer Sponsoren, ohne die unser Einsatz nicht möglich gewesen wäre.
Durch die finanzielle Unterstützung der Kieferorthopädie am Starnberger See konnten wir in mehreren Schulen neben unserem Prophylaxe und Mundhygienetraining mehr als 500 Zahnbürsten und Zahnpasta verteilen.
Cornelius Buchheim, Hannah Michael, Laila Bein und Daniel Weber